(aufgezeichnet von Helmut Schäfer)
Horn-Millinghausen ist ein Stadtteil der Stadt Erwitte. Die frühere selbständige Gemeinde mit dem Ortsteil Millinghausen hatte eine eigene Bürgermeisterei.In Amtsangelegenheiten war das Amt Erwitte zuständig und zwar von 1938 bis 1975. Davor gehörte Horn-Millinghausen zum Amt Anröchte. Im Zuge der kommunalen Neuordnung im Jahre 1975 wurde die Gemeinde der Stadt Erwitte zugeordnet. Seitdem hat Horn-Millinghausen einen Ortsvorsteher. In alten Unterlagen und Urkunden wird der Ortsname Horn (früher Haron, Hornen und Haren) bereits im Jahre 823 erwähnt. Aus Unterlagen des Chronisten Paul Heitkemper geht hervor, dass das Kloster Corvey im 9. Jahrhundert Besitzungen in Horn hatte. Seine geschichtliche Bedeutung erlangte Horn als Haupthof des Klosters Meschede und durch die Pfarrkirche St. Cyriakus.Der zu Horn gehörende Ortsteil „Millinghausen“, dessen Ursprung das Gut und Wasserschloss „Millinkhusen“ war, wurde sehr wahrscheinlich nach Hendrick von Millinkhusen benannt. In Urkunden findet dieser Name um das Jahr 1253 Erwähnung und lässt auf ein Geschlecht gleichen Namens als Inhaber des Gutes schließen. Ein Godart von Wrede findet im Jahre 1407 Erwähnung und das Geschlecht von Wrede bewohnte jahrhunderte lang den Rittersitz „Millinghausen“. Das Gut, Schloss, Rittersitz, wie man die Besitzung auch einordnen möchte, wurde in der Soester Fehde auf einem Raubzug der Soester Besatzungstruppen zerstört. Das Schloss wurde später wieder aufgebaut. Unterlagen belegen, dass es unter dem Besitz des Hofkammerpräsidenten von Wrede um das Jahr 1825 in Verfall geraten ist. Nach dem 2. Weltkrieg etwa um 1960, wurden die letzten Zeugen des Wasserschlosses, die Gräften, Teiche und Kuhlen zugeschüttet und das Gelände als große Wiese nutzbar gemacht. Horn-Millinghausen ist geschichtsträchtig ein wahrer Oldtimer und für Chronisten wie Heimatkundler eine interessante Region.
Soweit der kleine geschichtliche Teil in Kurzform. Ausführliche Informationen schildert Paul Heitkemper in seinem Buch „Geschichte des Kirchspiels Horn“.
Aktuelle Informationen über den Ortsteil Horn-Millinghausen
Horn-Millinghausen ist heute ein moderner Ort mit guter Infrastruktur, wie es sich der Bürger in diesem Zeitalter nur wünschen mag. Dennoch ist in Horn und Millinghausen der dörfliche Charakter erhalten geblieben. Das Wachstum, die Bautätigkeit nach dem Kriege ist eher schwach verlaufen. Die Einwohnerzahl liegt immer noch unter 1000. Wichtig für Neubürger, insbesondere für Bauwillige, ist die günstige Lage zwischen Soest, Lippstadt und Erwitte. Diese Städte sind schnell mit dem Bus oder PKW erreichbar. Mit seiner verhältnismäßig guten Ausstattung privater wie öffentlicher Einrichtungen ist Horn gut gerüstet. So bietet der Ortsteil eine Grundschule, einen Kindergarten, das Cyriakushaus und für Veranstaltungen die Mehrzweckhalle. Die St. Cyriakus-Gemeinde mit ihrer großen Kirche – sie fasst etwa 400 Besucher - ist Mittelpunkt des Kirchspiels. Zur Pfarrei/Kirchspiel Horn gehören die Kapellengemeinden: Böckum-Norddorf, Ebbinghausen, Berenbrock, Schmerlecke-Seringhausen, Schallern und Merklinghausen-Wiggeringhausen. Die vor Jahren gänzlich neu renovierte Kirche mit ihrem weithin sichtbaren Zwiebelturm, ist Wahrzeichen der großen Kirchspielgemeinde. Alle zum Kirchspiel gehörenden Orte nutzen den einzigen, großen Friedhof in Horn. Die Pflege des Friedhofsgeländes obliegt der Stadt Erwitte. Auch der südwestlich von Horn gelegene Judenfriedhof wird vom Bauhof der Stadt Erwitte gepflegt.
Die für ein Dorf dieser Größenordnung ungewöhnlich reiche Infrastruktur ist neben dem Kindergarten und der Cyriakus-Grundschule gekennzeichnet durch Praxen eines Allgemeinmediziners, eines Zahnarztes und eines Tierarztes.
Lebensmittelgeschäft und eine Bäckerei bilden den Grundstock der täglichen Versorgung auch über Horn-Millinghausen hinaus. Mehrere kleine und mittlere Handwerksbetriebe, ein Möbelhändler, einige Landwirte, drei Gaststätten und eine Pizzeria, zwei Frisör-Salons, zwei Landhandelsunternehmen, ein Betrieb für Rollrasen, die Volksbank, die Kunstatelier-Galerie „Kontraste“, ein Kosmetiksalon, Fensterbau-Firmen und ein Geschäft für Dachdecker- und Baubedarf versorgen die Bewohner vor Ort und darüber hinaus in bester Weise. Für Versammlungszwecke und Feiern aller Art stehen die Mehrzweckhalle, das Cyriakushaus und der Saal Spiegel zur Verfügung. Mit dieser Infrastruktur erfüllt Horn-Millinghausen die Ansprüche
an ein örtliches Dienstleitungs- und Versorgungszentrum.
Die Pfarrkirche St. Cyriakus Horn
Der romanische Kirchturm wurde um das Jahr 1125 erbaut und erhielt im Laufe der Jahrhunderte mehrere Kirchenschiff-Anbauten. In bedrohlichen Zeiten suchte die Bevölkerung früher in diesem Wehrturm -siehe Schieß- scharten an der Südseite- Zuflucht.
Unter dem Südfenster des Turmes ist der kleine, ursprüngliche Kircheneingang seit der Reno-vierung wieder geöffnet.
Der weithin sichtbare Turm erhielt um 1700 statt des früheren Spitzdaches, die heute vorhandene „Welsche Haube“. Der Turm ist etwa 67 Meter hoch und dient als Träger des aus 6 Glocken bestehenden wuchtigen Geläutes, dessen Ruf in allen Kirchspieldörfern vernommen werden kann.
Das gesamte Gotteshaus mit Turm, Kupferhaube, Geläut, Kirchenschiff-Bedachung sowie die Innenrestaurierung, einschließlich Plattierung, Heizung und Bemalung, ist mit hervorragender Leistung aller beteiligten Baufirmen in den Jahren 1996 – 2000, unter Pastor Joh. Wiechers, vollendet worden.
Das Kriegerdenkmal
Das Kriegerdenkmal wurde im August 1913 enthüllt und eingeweiht. Man gedachte mit diesem Denkmal der Gefallenen des Krieges von 1870/71. Hohe Persönlichkeiten und Festredner waren: der Gemeinde-Vorsteher Schulte-Conradi und Pfarrer Rath, der Vorsitzende des Kreis-Kriegerbundes Amtmann Dr. Hechelmann, sowie Amtmann von Kleinsorgen. Alle Kirchspiel-Schützenvereine waren mit Fahnenabordnungen zum Festakt aufmarschiert. Böllerschüsse, das Deutschlandlied und festliches Glockengeläut waren Ausdruck dieser Feier, die mit dem Parademarsch am Marktplatz seinen Höhepunkt hatte.
Im Jahre 1920 wurde das Denkmal mit den Namen der Gefallenen des 1. Weltkrieges erweitert. Im Jahre 1954 war eine völlige Umgestaltung notwendig, weil viele Gefallene und
Vermisste des 2. Weltkrieges hinzukamen.
1982/83 folgte aus Verkehrs-Gründen die Umsetzung von der Lange-Strasse zum jetzigen Standort vor der ehem. Molkerei. 2013 wurde das Denkmal von Grund auf restauriert.
Das Foto zeigt eines der schönsten Fachwerkhäuser in Horn. Es handelt sich um das alte Wohnhaus der Familie Franz Flüchter,
an der Lange-Strasse 48. Erbaut wurde es etwa um 1870.
In frühester Zeit war hier eine Ledergerberei ansässig. Durch Heirat ging 1918 der damalige Besitz der Familie Bastert an die Familie Franz Flüchter über. In der 3. Generation wurde vor Jahren das Haus vollständig erneuert und renoviert.
Ein Gegensatz zum obigen Fachwerkhaus ist das ehem. Geschäftshaus von Wilhelm Becker in der Bükerstrasse 9.
Das Anwesen der Familie Becker wurde im Jahre 1913 von Wilhelm Becker sen. und seiner Familie erbaut. Viele Jahre hatte Wilhelm Becker hier ein Lebensmittelgeschäft mit Gemischtwarenhandel, wie auf dem Dorfe üblich und notwendig. Eine Geflügelbrüterei diente ebenfalls zum Lebensunterhalt der Beckers. Nach dem Kriege übernahm der Sohn Wilhelm Becker und Frau Maria das Haus und Geschäft. Inzwischen ist der Besitz verkauft. In dem ehemaligen Geschäftsräumen ist heute ein moderner Friseursalon eingerichtet. Dieses aufwendig renovierte Gebäude zeigt sich nun in voller Schönheit.
Das Haus Tigges, An der Kirche 1
Das Haus wurde im Jahre 1820 als Ackerbürgerhaus errichtet. Von 1820 bis 1854 war in dem Haus zunächst eine Schuhmacherei. Durch Einheirat von Franz-Bernh. Tigges aus Drewer wurde dann eine Bäckerei und Schankwirtschaft gegründet und betrieben. Der Bäckereibetrieb wurde bis 1964 durch den Sohn Bernhard weiter geführt. Nach dem Tod von Bernh. Tigges im Jahre 1966 übernahm Heinrich Spiegel die Gaststätte, die er bis zum Jahr 2000 führte. Große Umbau- und Erhaltungsarbeiten fielen dann im Jahre 2001 an, als das Haus in eine Galerie umgebaut wurde. Das Künstler-Ehepaar Ocon betreibt hier jetzt eine Gemälde-Galerie mit ständiger Ausstellung, die sich durch viele Räume bis zum Dach ausdehnt. Heinrich Tigges aus Bad Pyrmont ist stolz auf seinen Besitz. Mehrmals jährlich besucht er sein Heimatdorf und schaut nach dem Rechten, denn er hat in sein Haus viel investiert und mit Eigenleistung wieder auf Vordermann gebracht.
Horn hat aber noch mehr zu bieten, denn hier herrscht ein intaktes Vereinsleben. Der größte Verein ist der Schützenverein - gegründet im Jahre 1753 - dem fast alle männlichen Einwohner ab 16 Jahre angehören. Die Zahl der Mitglieder liegt bei etwa 380. Es folgt der Sportverein SV Rot-Weiß Horn, der mit seiner 1. Mannschaft bis in die Verbandsliga aufgestiegen ist und heute eine gute Rolle in der Kreiliga A Lippstadt spielt. Neben Tischtennis und Tennis hat RW-Horn auch noch eine Reihe Junioren-Fußball-Mannschaften, die 2. Garnitur und die Alte-Herren-Mannschaft. Weitere Gruppen und Vereine sind die Kolpingfamilie, die Damen vom Frauenchor Sing it, die Feuerwehr, Löschgruppe Horn-Millinghausen, die kath. Frauengemeinschaft KFD, der Landfrauenverein und natürlich eine Vielzahl von Kegelklubs und Stammtischbrüdern.
Gaststätte Spiegel „Zur Kuhlecke“, ein gut erhaltener Fachwerkbau aus dem Jahre 1876.
Die Gaststätte mit Saal war von je her immer wieder Treffpunkt für Theater, Tanz und Versammlungen. Insbesondere in den Nachkriegsjahren waren Theaterabende und Tanzkurse die Regel. Selbst Kinofilme wurden hier fast wöchentlich einmal gezeigt. Die Kapelle Frohsinn (Pauken August) spielte vornehmlich an Feiertagen beschwingte Rhythmen. Heute dient der Saal zu Fest- und Feierlichkeiten aller Art und zu Versammlungen und Veranstaltungen hiesiger Vereine.
Das „Stromhäuschen“ in Millinghausen verwandelte sich unter den Händen des Stammtisches "Bärentaler" zu einem Artenschutzturm. Darauf weist auch ein großes Hinweisschild über dem Eingang hin! Geschaffen wurden Nistmöglichkeiten für Eulen und Turmfalken. Fledermäuse finden dort ein neues Refugium sowie u.a. Mauersegler oder Sperlinge. Der Turm verfügt ebenfalls über Insektenhotels.
Im Innenraum bieten Schaukkästen einen Einblick in die Historie des Turmes und bringen Interessierten die heimische Tierwelt in Wort und Bild näher. Geschaffen wurden auch Sitzmöglichkeiten und ein Tisch. Denn der kleine Raum bietet sich zum Verweilen und auch als Unterschlupf für Spaziergänger oder Radler bei plötzlichen Regenschauern an.
Natürlich darf der ehemalige Ortsvorsteher unseres Dorfes, Franz Meier nicht unerwähnt bleiben; hat er doch schon über 30 Jahre seinen Einfluss geltend gemacht und seine Kraft für die Belange und das Wohlergehen der Bürger eingesetzt. So erfolgten durch seine Initiative und sein Mitwirken folgende Baumaßnahmen: „Ausbau des Kirchplatzes und des Umfeldes am Kindergarten und der Mehrzweckhalle. Erstellung des Wappenständers, Kanalisation und Anschluss an die Kläranlage, Umsetzung des Kriegerehrenmales, Gasversorgung für den Horner Ortsteil, Abriss und Neubau des Sportheims, Erschließung der Baugebiete, Wilhelm-Becker-Strasse und Kirchwiese, Erweiterung und Renovierung der Mehrzweckhalle, Bau der Brücke über den Trotzbach in Millinghausen und viele weitere Projekte“.
Die Aktivitäten in Horn-Millinghausen sind schon beachtlich. Deshalb ist der Titel meiner Aufzeichnungen auch berechtigt. Horn-Millinghausen ist ein lebens- und liebenswerter Wohnort.
Dorf-Impressionen